Veröffentlicht am: 01.07.2021.
Evolutionsmäßig gesehen ist dem Menschen die Bewegung angeboren. Kinder zeigen bereits im frühen Alter ein spontanes Interesse an Bewegung und jenes ist wichtig für die gesamte Kindesentwicklung. Hinsichtlich des Aufenthalts und der Bewegung in der Natur sind wissenschaftlich viele Vorteile belegt: für die körperliche und psychische Entwicklung des Kindes, aber auch für die intellektuelle Entwicklung. Forschungen zeigen, dass intellektuelle Fähigkeiten von der Anzahl der Verbindungen (Synapsen) zwischen den Nervenzellen abhängen, welche sich je nach den unterschiedlichen Stimulationen bilden. Daher zählt die Bewegung beim Kind zu einer der äußerst wichtigen Stimulationen für sein Gehirn (Rajović, 2017).
Die zahlreichen Vorteile der Bewegung sind im Gesundheitszustand des Kindes sichtbar, denn Kinder, die sich mehr in der Natur aufhalten, neigen weniger zu Erkrankungen. Der tägliche Aufenthalt an der frischen Luft zu jeder Jahreszeit stärkt das Immunsystem des Organismus, die Sonne fördert die Produktion von Vitamin D, das Spazieren, Joggen, Springen, Klettern beschleunigt die Atmung und Herzaktivität, und die vor dem Bildschirm verbrachte Zeit wird verkürzt (was folglich oft in Verbindung mit einer schlechten Ernährungsweise zu Übergewichtigkeit führt). Außerdem unterstützen Spiele im Freien bei Kindern die Entwicklung der Motorik. Mit den verschiedenen Ballspielen, Hinderniskursen, Laufaktivitäten, Durchqueren und Springen werden Geschicklichkeit, Geschwindigkeit, Kraft und Präzision entwickelt. Kinder steigern ihre Kraft und Ausdauer, lernen ihren eigenen Körper kennen, lernen über Anstrengung und Erholung und setzen überschüssige Energie frei.
Ausgesprochen wichtig ist auch der sozial-emotionale Aspekt, denn durch die gemeinsame physische Aktivität mit anderen Kindern oder Erwachsenen wächst beim Kind die Selbstachtung und das Selbstvertrauen, indem sie neue Fertigkeiten bewältigen, Vertrautheit und Freundschaften schaffen und Führungs- und Kooperationskompetenzen entwickeln. Ein bedeutender Vorteil besteht bei Kindern auch bezüglich der Aufmerksamkeit und Konzentration, denn in der Natur sind sie nicht überstimuliert wie beispielsweise vor dem Bildschirm, sondern empfangen Impulse durch verschiedene Sinne und richten und erhalten leichter ihre Aufmerksamkeit auf einer Aktivität in der Natur.
Das Spielen in der Natur ist weniger strukturiert, was Kinder zur eigenen Kreation anregt und wodurch Kreativität, Fantasie und Gedankenfreiheit gefördert werden. So können sie etwa verschiedene Häuschen oder Schlösser aus Laub und Ästen bauen, eine „Suppe aus Eicheln und Zapfen kochen“, Baumzweige als Zauberstäbe verwenden und all das sein, was sie sich ausdenken. Neben der körperlichen Aktivität, die sie beim Spielen ausüben, haben Kinder zudem auch Spaß und entspannen sich. Mit Spaß können sie viel über Erde, Pflanzen, Tiere und Jahreszeitenwechsel lernen und all das durch den Seh-, Geruchs-, Hör- und Tastsinn aufnehmen. Daraus folgt, dass Kinder, die mehr Zeit draußen verbringen, besser mit der Natur verbunden sind und leichter zu Menschen mit einem verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt heranwachsen. Der Aufenthalt an der frischen Luft fördert auch den Erwerb positiver Einstellungen über Bewegung und körperliche Aktivität und generell über eine gesunde Lebensweise.
Die Zeit vor dem Bildschirm scheint manchmal als die einfachere Wahl, aber man sollte auf jeden Fall bedenken, dass danach eine in der Natur verbrachte Zeit an die Reihe kommt (Spaziergang im Park oder Wald, Spielplatz, Fahrradfahrt, Inline-Skating...). Eine niedrige Außentemperatur sollte nicht den Aufenthalt der Kinder im Freien hindern. Es bedarf nur entsprechender Kleidung und Schuhe, in der sich die Kinder frei in ihren Aktivitäten bewegen können und die eine angemessene Regulierung der Körpertemperatur ermöglicht. „Es gibt keine schlechten Wetterbedingungen, nur schlechte Ausrüstung!“
Patricija Haček Zuber
Literatur: